Die Revolution frisst ihre Kinder

Die wirtschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben massive Auswirkungen auf unsere Gesellschaften. Schaffen wir das?

Ich kann mich noch sehr genau an zwei Meldungen bezüglich bedeutsamer Neuigkeiten in den siebziger Jahren erinnern, die in der Folge das weitere Geschehen wesentlich beeinflussten:

  • die immer höhere Dichte von Transistoren (Schaltern) auf integrierten Schaltkreisen (ICs), die aus unerfindlichen Gründen mit der Bezeichnung Chip versehen wurde (1971 waren das rund 2.500, heute liegen die Prozessoren bei über siebeneinhalb Milliarden Transistoren pro Schaltkreis und mehr! Als Beispiel soll hier der von Intel im Jahr 2016 vorgestellte“E7-8890 v4″ dienen.)
  • der breiten Einführung des Mikrokontrollers (µPC), wie die Süddeutsche Zeitung im Jahr 1977 in einem Artikel vermerkte

Innerhalb weniger Jahre erschienen in Deutschland dann kleine Rechner wie der Commodore, Amiga, Volks-PC u.v.m. Diese Geräte wurden als unterhaltsam und den Alltag bereichernd angesehen, da sie von der Mehrheit der Käufer bevorzugt für Spiele und dergleichen mehr genutzt werden konnten. Allerdings steckten in diesen µPCs weit mehr Möglichkeiten, die dann auch von der Industrie mit großer Geschwindigkeit genutzt wurden.

Die Möglichkeit, zeitraubende, aufwändige und hohe Präzision erfordernden Vorgänge nicht mehr mit der Hand, sondern mittels der Steuerung durch Mikrokontroller in Kombination mit Schrittmotoren durchzuführen, eröffnete neue Wege, Produkte bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung kostengünstiger herzustellen. CAD (Computer Aided Design), CNC (Computerized Numerical Control) und CAM (Computer Aided Manufacturing) wurden erschwinglich und revolutionierten mit großer Geschwindigkeit die deutsche Industrie sowie weite Bereiche des Handwerks. Sie halfen unter anderem auch den Maschinenbauern konkurrenzfähige Produkte höchster Qualität, Präzision und Effizienz zu produzieren.

In den achtziger Jahren erschienen dann auch die ersten „echten“ Rechner, die einer breiteren Anwenderschaft zur Verfügung standen und keine Programmierung und Bedienung durch Spezialisten erforderten. Der Apple Macintosh (ausgestattet mit Motorola 68000) und DOS/ Windows PCs (ausgestattet mit Intel 80xxx Prozessoren) ermöglichten nun ernsthaftes Arbeiten und hielten Einzug in Verwaltung, Dienstleistung, Ausbildung. Sie ermöglichten gegen Ende des Jahrzehnts auch kleinen und mittleren Unternehmen den Eintritt in das digitale Zeitalter. Und das hieß z.B., zeitaufwendige Schreibarbeiten konnten nun beliebig oft und mit der richtigen Anrede ausgedruckt werden. Komplexe Arbeiten, wie die Entflechtung von Platinenlayouts (d.h. die Anordnung und geordnete Verbindung von Bauteilen auf einer Platine), mussten nur noch überwacht, aber nicht mehr selbst ausgeführt werden. Gestiegene Qualität, schnellere Bearbeitung und Kostenersparnis – wer hätte sich den Neuerungen verschließen wollen?

In den folgenden Jahren manifestierte sich die digitale Technik, die in praktisch alle Bereiche unseres Lebens Einzug hielt und hält. Alles wurde steuer- und überwachbar. Immer mehr Programme boten noch nie dagewesene Chancen unseren Alltag sicherer, bequemer und kostengünstiger zu gestalten.

Nun, jeder kennt Erleichterungen und Möglichkeiten, die uns innerhalb der letzten 30 Jahre – ganz im Leibnizschen Sinne – neue Wege eröffneten.

Ab der Mitte der neunziger Jahre wurde es dann einer breiten Mehrheit möglich, Rechner nicht nur lokal, sondern international zu vernetzen. Die Verbindung von Rechnern begann bereits ab 1969. Vom CERN wurde dann 1989 das WWW (World Wide Web) erfunden, das sich sehr schnell etablierte. Einfache Konfiguration, kostenlose Browser/Suchmaschinen und die Möglichkeit, mit Menschen live zu kommunizieren (AOL und Compuserve z.B. gestatteten international in Chatrooms den diversen Interessen und Neigungen nachzugehen), machten es attraktiv.

Diese Entwicklung hatte und hat mittlerweile größten Einfluss auf unser Zusammenleben und wie wir die Welt wahrnehmen.