(Audio-)Industrie 4.0

Aussichten und Konsequenzen

In den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts wurden leistungsfähige Verstärker und Kontrolleinheiten entwickelt, die auch die Zuweisung und Ausspielung einer Durchsage in unterschiedlichen Bereichen ermöglichte (z.B. in einem Flughafen an verschiedenen Gates, Aufenthaltsbereichen, etc.). Dies führte zu einer größeren Flexibilität und überwachbaren, für ihren Einsatz genau planbaren Informationssystemen.

Auch an der Qualität der Übertragung wurde gearbeitet. Dabei wurde vor allen Dingen Wert auf die Sprachverständlichkeit gelegt. Zahlreiche Normen und Standards zur Betriebssicherheit und Qualität erschienen in den Folgejahren. Das führte dazu, dass die ELA-Technik im Bereich Audio zu den am stärksten regulierten Technologien gehört. VDE 0828, 0833-4, EN60849 , EN54-4/16/24 und zahlreiche andere Vorschriften und Regelungen legen genau fest, wie die Systeme aussehen sollen und zu betreiben sind. Denn, und darauf kommt es an: Die wichtigste Aufgabe eine SAA (Sprachalarm Anlage) ist Leben zu retten. Darin unterscheidet sich die „fade“ ELA-Technik von allen anderen Anwendungen der Audiotechnik.

  • Ab 1970: Einsatz kontaktgesteuerter Relais, Steckfelder, einfacher analoger Schaltungen zur gezielten Verteilung der Signale, praktisch keine Signalbearbeitung
  • Ab 1980: höhere Integration, Relais, Beginn des verbreiteten Einsatzes von Mikrocontrollern (etwa Mitte der Achtziger), einfache Entzerrer und automatische Lautstärkeanpassung
  • Ab etwa 1990: Verstärkter Einsatz von Mikrocontrollern, elektronisch gesteuerten, kleinen Matrizen, Überwachung von Leitungen und Gerätschaften, modularer Aufbau, Leitungsüberwachung auf Kurzschluss und Leitungsbruch, Signalbearbeitung
  • Ab 1995: Vollständig über Mikrocontroller gesteuerte und überwachte Anlagen und Komponenten. Erstmals erfolgt der Einsatz graphischer Bedienoberflächen. Die Konfiguration einer solchen Anlage folgt nun dem Arbeitsfluss (Workflow) der Errichter
  • Ab 2000: Entwicklung vollständig digitaler Systeme mit digitaler Signalübertragung (AESEBU, CobraNet oder auch proprietär) und extensiver Signalbearbeitung
  • Ab 2015 : Extensive Nutzung rechnergestützter, digitaler Netzwerke, leistungsfähiger DSP, hohe Integration und gleichzeitig weitgehende Unabhängigkeit von einer zentralen Stelle (wie z.B. Schaltschränken, etc.)

Alle Zeitangaben und Entwicklungsschritte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sind grob aufgebaut und ersetzen kein Lexikon, sondern stellen nur einen ungefähren chronologischen Ablauf der Entwicklungs- und Erkenntnisschritte dar. Ziel ist es, Tendenzen und ihre vermutlich daraus folgenden Auswirkungen aufzuzeigen.

Wie man unschwer erkennen kann, hat in den beiden hier beschriebenen, oft als grundsätzlich unterschiedlich beurteilten Bereichen der Audiobranche der Trend zu höherer Integration und Austausch sowie einer ausgefeilten Optimierung begonnen. Im Bereich der Sprachevakuierung ist es abzusehen, dass in Zukunft über lernende Algorithmen optimale Fluchtwege gefunden und so Menschen ohne oder mit geringstmöglichen Schäden aus einer Gefahrenzone gebracht werden können. Eine Optimierung der Hintergrundbeschallung mit Rücksicht auf das jeweilige Publikum und vieles mehr wird den Systemen auch ohne menschliche Hilfe oder Eingabe möglich werden. GPS-Daten, Nutzerinformationen bzw. Kaufgewohnheiten, Alters- und Gesundheitsdaten, Persönlichkeitsprofile, aber auch Fitness (z.B. bei der Wahl von Fluchtwegen) können und könnten in die automatische Optimierung einbezogen werden.

Was man dazu braucht? Alles schon da – eine Frage der Verbindung zu einem Ganzen. Es kann nicht nur losgehen, die notwendigen Schritte wurden und werden bereits gemacht. Unsere auf immer weitere, neue Anwendungen getrimmte IT-Industrie wird sicher nicht lange auf sich warten lassen und alle notwendigen Komponenten und Verfahren zur Verfügung stellen.

Kommen wir zu den Arbeitsplätzen. Im Studiobereich ist gut ersichtlich, dass eine Heerschar von hochqualifizierten Spezialisten verschwunden ist. In der ELA-Technik zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab. Techniker, Betriebspersonal, aber auch Installateure und Servicepersonal werden immer weniger benötigt. Wo noch vor kurzer Zeit hunderte von Signalleitungen zu verlegen waren, genügt heute ein CAT5 Kabel. Wo Batterien von Schaltschränken nötig waren, um die Vielzahl der beteiligten Geräte und Signalprozessoren zusammenzufassen, kann man notwendige Hardware in die Nähe der betroffenen Zonen verlegen. Alles selbst überwacht, ohne jeglichen Bedarf menschlicher Mitarbeit (zugegeben: häufig wären Hausmeister und Betriebspersonal auch hoffungslos überfordert).