Architektur und elektroakustisch optimierte Raumakustik

Aspekte zweier wenig kongruenter Bereiche, die häufig zu intensiven Diskussionen führen

Lautsprecher im Tschaikowski Saal der Moskauer Philharmonie: unauffällig an den Seitenwänden, unsichtbar in der Decke (Photo: Franz Fleischanderl)

Lautsprecher im Tschaikowski Saal der Moskauer Philharmonie: unauffällig an den Seitenwänden, unsichtbar in der Decke

Photo: Franz Fleischanderl

Eine auf regenerativer Signalbearbeitung beruhende Aktive Akustik kann in der Regel neue, aber auch existierende Räume und Hallen ohne drastische architektonische Veränderungen und Baumaßnahmen optimieren. Bausünden, die zu einer schlechten Grundakustik führen, müssen vorher allerdings beseitigt werden.

Die Vorteile eines solchen Systems sollen im Folgenden noch einmal aufgelistet werden:

  • Um ideale akustische Verhältnisse in Räumen zu erreichen, sind Architekten gezwungen, viele Parameter im geometrischen Grundkonzept einer Halle sowie akustisch wirksame Maßnahmen zu beachten. Die künstlerische Freiheit der Gestaltung rückt dabei schnell in den Hintergrund. Einer guten Akustik im Wege stehende bauliche Eigenschaften können durch Aktive Akustik korrigiert werden.
  • Historische Gebäude unterliegen häufig den strikten Regeln des Denkmalschutzes. Eine bauliche Veränderung des Innenraumes ist daher meist, wenn überhaupt, nur in geringem Maße möglich. Ein regeneratives Raumakustiksystem gestattet mit geringen, teils auch mobilen Anpassungen eine Optimierung des verfügbaren Raumes.
  • Die zumeist geringen notwendigen baulichen Eingriffe bei bestehenden Gebäuden gestatten häufig auch den Einbau eines Systems während der Spielzeit. Der Betrieb kann aufrecht erhalten werden, was zu einer beachtlichen Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses führt.
  • Eine gleichmäßige, den Veranstaltungen angepasste Akustik bedeutet eine bessere Nutzung, da unterschiedliche Nutzungsvarianten in einem optimalen akustischen Ambiente möglich werden. Hierdurch wird auch eine Steigerung des Ertrages erreicht.
  • Ein Wechsel der akustischen Gegebenheiten z.B. für Oper, Schauspiel, Vortrag, Orchester und mehr kann durch Abruf gespeicherter Voreinstellungen mittels klar gekennzeichneter Tasten ausgelöst werden. Die Anforderungen unterschiedlichster Genres können so entspannt zur Verfügung gestellt werden und lassen Raum für Kreativität und Flexibilität bei der Realisierung anspruchsvoller Inszenierungen.
  • Aktive Akustik eignet sich für Räume unterschiedlichster Art und Größe. Die Bandbreite zeigen weitere Referenzen wie Beispiel das Congress Centrum Alpbach in Österreich, das Kongresszentrum Prag, die Oper Tel Aviv, der Tschaikowski Saal der Moskauer Philharmonie, das Staatstheater Darmstadt, das Kreuzfahrtschiff MS Aurora, der Kommunikations-Akustik-Simulator im Forschungs- und Seminarraum des Hörzentrum Oldenburg und viele mehr.
Simulation der optimierten Grundakustik im Tschaikowski Saal der Moskauer Philharmonie (Grafik: Franz Fleischanderl)

Simulation der optimierten Grundakustik im Tschaikowski Saal der Moskauer Philharmonie

Grafik: Franz Fleischanderl

Aktive Akustik ist eine moderne, zukunftssichere Erweiterung der Möglichkeiten von Architekten und Bauherren. Sie ist flexibel und liefert trotz des technischen Aufwands natürliche Ergebnisse.

Hierin unterscheidet Sie sich deutlich von sogenannten „Inline“-Systemen, die dem existierenden Raum wenig Beachtung schenken, sondern ihm, ähnlich eines Hallgeräts im Studio, eine – ironisch gesprochen – „Klangmütze“ überziehen.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Kosten: Der Einsatz eines Systems der Kategorie Aktive Akustik verursacht nur einen Bruchteil der sonst für die notwendigen Baumaßnahmen anfallenden Kosten und bietet gleichzeitig eine höhere Flexibilität.

Dieser Artikel wurde in der Printausgabe (01/2018) und im Portal KommunikationsRaum veröffentlicht.