Europäische Anforderungen an das AES-24 Protokoll

Vortrag zur Tonmeistertagung 1996

Der AES-24 Standard geht mit großen Schritten seiner Vollendung entgegen. Trotz vieler Mühen und auszuräumender Schwierigkeiten erscheint das Konzept, eine system- und herstellerübergreifende Kompatibilität zu erreichen, doch mehr Sympathien als Ablehnung zu ernten.

Nachdem sich der Standard, wie er in den Vorträgen auf der Tonmeistertagung 1994 dargestellt wurde, in seinen Grundzügen unwesentlich geändert hat, erübrigt sich eine genaue und detaillierte Erklärung, die aber zum besseren Verständnis trotzdem als Précis wiedergegeben werden soll, bevor der eigentliche Kern des Vortrages dargelegt werden kann. Vielleicht, um es gleich vorne weg zu sagen, ist die Behauptung, es gäbe spezielle europäische Anforderungen, ein wenig hochgegriffen. Allerdings betrachten die Mitglieder der verantwortlichen Arbeitsgemeinschaft, SC-10 gewisse Anforderungen, die gerade seitens der europäischen Mitglieder vorgetragen wurden, eben als „speziell europäisch“. Man sollte sich dieser Betrachtungsweise nicht unbedingt anschließen, da wahrscheinlich die gebotenen Möglichkeiten nur konsequent weiter hinterfragt wurden.

Doch nun zur Zusammenfassung:

Die Grundidee

AES-24 soll die Verwendung kostengünstiger Komponenten ermöglichen, die dann über ein einfach zu handhabendes und klar strukturiertes Protokoll miteinander kommunizieren und die benötigten Steuerungen ausführen, bzw. Überwachungsfunktionen zur Verfügung stellen. Die Steuerung beruht – konträr zu den häufig üblichen Master/Slave Konstellationen – auf verteilter Intelligenz, das bedeutet, daß jedes Gerät über einen eigenen Mikrocontroller verfügt, der mit geringem Aufwand angesprochen werden kann und dann komplexe Regelvorgänge steuert. Wie diese lokalen Vorgänge aussehen, ist dem Controller bekannt – daher werden sie mit hoher Geschwindigkeit ausgeführt. Die Betriebssicherheit des gesamten Systems ist hoch, da auch der Totalausfall eines Teilnehmers (Knoten) die anderen Geräte unbeeinflußt läßt.

Die verteilte Intelligenz des Systems gestattet es, mit einer Software viele verschiedene Geräte zu steuern. Hierzu erfolgt ein Datenaustausch zwischen Steuerrechner und Gerät, wobei das Gerät dem Rechner mitteilt, welchen Funktionen es genügt und welche Steuerelemente zur Verfügung stehen. Die Steuersoftware stellt dann, zusätzlich zu den herstellereigenen graphischen Bedienmodulen, die entsprechenden Regler und Schalter auf dem Bildschirm dar.

Aus Redundanzgründen und einer angestrebten hohen Servicefreundlichkeit sollen die verwendeten Netzwerkkomponenten aus dem Standardregal eines jeden Computerhändlers entnommen werden können. Am besten wird daher ein bereits bestehendes Netzwerk genutzt, welches für die Steuerung eventuell nur erweitert werden muß.
Die nachfolgende Graphik zeigt, worauf es im Wesentlichen ankommt:

Komponenten eines AES-24 Netzwerkes
Komponenten eines AES-24 Netzwerkes

Dem Bild läßt sich entnehmen, daß die Steuerung einfach zu realisieren ist. Auf der Rechnerseite finden wir ein GUI (Graphical User Interface) mit angegliederter Software, welche die gewünschten Funktionen/Informationen protokollgemäß in AES-24 Steuercode umsetzt. Über das standardmäßige TCP/IP Protokoll wir alles für die Übergabe an das Netzwerk vorbereitet. Standardkomponenten realisieren dann die Anbindung und Verteilung.

Auf der Teilnehmerseite erfolgt alles in umgekehrter Reihenfolge. Das Managing Device ist ein Mikrocontroller, der die erhaltenen Anweisungen für das Gerät umsetzt, bzw. Meldungen desselben wiederum an das Netz zurückgibt. Die Bidirektionalität erlaubt Steuerung, Rückmeldung und Zustandsanzeigen, sowie aus dem MIDI-Bereich bekannte Kaskadierungen von Befehlssequenzen.

Die Hardware, welche die zu steuernden Geräte an das Netzwerk anbindet, besteht also aus Standardkomponenten. Zur Zeit bietet sich aus Kostengründen die Vernetzung über Ethernet an. Ethernet ist mittlerweile ein so stark verbreitetes Netzwerk, daß die Komponenten jederzeit zur Verfügung stehen und sehr preisgünstig ausfallen. Umsetzer auf optische Verbindungen, Sternverbindungen etc. stellen ebenfalls kein Problem dar. Und Ethernet ist jedem jederzeit zugänglich. Der Einsatz anderer Netzwerke ist im AES-24 Protokoll selbstverständlich gleichberechtigt enthalten.

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